Daniela Danz

Geboren 1976 in Eisenach. 1995 – 2002 Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Tübingen, Prag, Berlin, Leipzig und Halle. Sie arbeitet als Kunsthistorikerin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Halle. Literarische und wissenschaftliche Beiträge in Anthologien und Zeitschriften. Eigene Titel: Arachne. Mit Illustrationen von Peter Vent. Literarische Gesellschaft Thüringen 2002. Serimunt. Gedichte. Wartburg Verlag 2004. Türmer. Roman. Wallstein 2006.

Es ist stürmisch draußen. Ich liege ausgestreckt auf dem Boden und sehe nach den Masten. Aus der Decke fällt Staub. Wie einfach es wäre, leicht zu werden, zu zerfallen oder zu vertrocknen. Wie ein Papier in einem Wirbel dicht über dem Boden zu drehn und noch einmal hochgerissen werden von einer Gegenströmung. In dem geduldigen Netz einer Spinne hängenbleiben und sich müde zappeln. Und dann, wenn die Kraft nachgelassen hat, das langsame achttaktige Tappen der Spinne zu hören. Zu wissen, daß die Vibrationen des Netzes nur mir gelten. Und mich noch ein bißchen leichter machen, an das Rascheln der leeren Chininpanzer der toten Asseln denken, an das Rascheln steifer Seide von Frauenkleidern. Und wenn dann die Spinne so nah wäre, daß man ganz ehrlich sein könnte mit sich: das dröhnende Zersplittern von Schneckenhäusern, das Gefühl, etwas Formloses zu zertreten. Jedes Wetter führt ein Heer von Erinnerungen mit sich, die stärksten sind die an nie Geschehenes.

(aus: Türmer)

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