Faszination Krimi

Zum Krimi bin ich eher zufällig gestoßen, mehr oder weniger durch Zuruf. Mich hat am Krimi, vor allem am amerikanischen, immer die sprachliche Schlichtheit abgestoßen, aber dann habe ich Georges Simenon entdeckt, dessen beiläufige Welthaltigkeit mich sofort gefangen genommen hat.

Krimis sind Romane mit Leichen. Was mich an dieser Gattung am meisten interessiert, ist die Möglichkeit, mit der Auflösung des Kriminalfalls eine völlig neue Wahrheit und damit auch Wirklichkeit zu etablieren. Für experimentierfreudige Schriftsteller bietet der Krimi ungeahnte Möglichkeiten, ich habe dennoch meine ersten Groschen-Krimis konventionell angelegt, um mich später ins Experiment vorwagen zu können. Mit der Figur des Kommissars besitzt man einen plausiblen Vorwand, in verschiedene Gesellschaftsschichten einzudringen, was für Autoren, die am Menschen interessiert sind, und dazu zähle ich mich, keine schlechte Krücke ist. Als größte Herausforderung sehe ich es immer noch, mein grundsätzlich verspieltes, sprachreflexives Schreiben mit der zum Spannungsaufbau notwendigen Knappheit zu verbinden.

Franzobel

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