Portrait Herbert J. Wimmer
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Herbert J. Wimmer

geboren 1951; studierte Deutsche Philologie, Theaterwissenschaft, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie vergleichende Sozialgeschichte der Literatur; lebt in Wien. Publiziert Kurzprosa, Romane, experimentelle Texte, Essays und Lyrik; radiofone Arbeiten; Text- und Tanz-Performances; literatur- und filmkritische Schriften, u. a. für Ö1 und das Filmmagazin Synchron; fotografische Arbeiten, Zeichnungen, Tuschen, Collagen, Lineamente; literarische Zusammenarbeit mit Elfriede Gerstl. Mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Heimrad-Bäcker-Preis 2009. Zahlreiche Veröffentlichungen (Auswahl): Innere Stadt: Roman (1991), Unsichtbare Filme: Ein relativer Roman (1997), Nervenlauf: Die Tücke der Objekte (2007), Tote im Text: Thriller. Eine Irritiation (2015), Kleeblattgasse Tokio: 129 Gedichte (2017), Relativität ist Freiheit: 200 Gedichte (2019).

in einem winkel meiner wiener loggia, gleich neben der propangasflasche und dem behälter mit den wäscheklammern, verkümmert in einem topf aus blauem plastik mein rosmarin. niemand beachtet ihn, auch nicht der kameramann, der sich nicht auf die schärfeneinstellung seines assistenten verlässt, sondern kontrollierend den bildausschnitt betrachtet, in dem kein vergessener blumentopf eingefangen ist. auf dem grünlich geäderten hellen steinboden liegt eine geöffnete armbanduhr, schwarz, mit datum und wochentag, der gelbe sekundenzeiger, jetzt im close-up, dreht runden, schwingt um seine achse, immer näher zoomt der assistent, damit tausende kilometer entfernt, via satellit, das publikum der liveshow im spiegelnden glas der uhr einen körper erkennen kann, der bäuchlings über der brüstung liegt, während der zoom nicht aufhört, das panorama der millionenstadt ansaugt, bis er in der spiegelnden fassade der konzernzentrale schlicht verendet.

Aus: Unsichtbare Filme: Ein relativer Roman. Sonderzahl 1997




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