Yoko Tawada

1960 in Tokyo geb., mit 12 erster Romanversuch, den sie fotokopiert verteilte. Studierte in Tokyo und Hamburg Literaturwissenschaft. Lebt seit 1982 in Deutschland, seit 2006 in Berlin. Sie schreibt auf Deutsch und Japanisch, erste Buchveröffentlichung in Deutschland 1987, in Japan 1991. Poetik-Dozentin in Tübingen 1997. Buchveröffentlichungen in deutscher Sprache, Gedichte, Prosa, literarische Essays, Theaterstücke (Auswahl): Talisman. Literarische Essays, 1996. Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden. Poetische Prosa, Traumtexte. Gedichte; 1997. Wie der Wind im Ei. Theaterstück, 1997. UA in Graz. Opium für Ovid. Ein Kopfkissenbuch von 22 Frauen. Prosa, 2000. Überseezungen. Prosa, 2002. Das nackte Auge. Erzählung, 2004. Was ändert der Regen an unserem Leben? Oder ein Libretto, 2005. UA im steirischen Herbst 2005. Sprachpolizei und Spielpolyglotte. Literarische Essays, 2007. Alle im Konkursbuchverlag.

Die Mutter eines Autors kann Luise heißen. Es ist nicht erstaunlich, wenn eine Luise einen Sohn hat, der Gedichte schreibt. Aber es ist selten, dass diese Mutter in der Vorstellung ihres Sohns nicht mit ihrem Ehemann oder ihrem Geliebten ein Paar bildet, sondern mit einem Adverb. „Laut und Luise“ ruft der Sohn, wenn er an seine Mutter denkt. „Das ist nicht normal, du bist krank“, sagen ihm seine Freunde. Der Sohn geht zu einem Analytiker. „Herr Patient, an der Stelle Ihres Vaters steht ein Adverb. Sie wollen ein Adverb töten, um mit Ihrer Mutter zu schlafen.“

(Sprachpolizei und Spielpolyglotte, aus dem gleichnamigen Band)

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