Angst.

Angst ist als elementarer Bestandteil der menschlichen Existenz ein immer wiederkehrendes Thema der Literatur. Wie viele Außenseiterfiguren in literarischen Werken sind umherirrende Gefangene im Labyrinth der Ängste, seien es existentielle Ängste vor Krankheit und Tod oder subjektive Ängste als Folge traumatischer Erfahrungen, sei es Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden, vor dem Scheitern – z. B. die des Künstlers vor der kreativen Krise, die Angst gehört zu den zeitenübergreifenden Begleiterscheinungen und Triebkräften unseres Lebens.

Das Befinden des modernen Ich ist zudem geprägt durch Unsicherheit und Entfremdung, denn die Schrecken des 20. Jahrhunderts haben auch im kollektiven Bewusstsein Spuren hinterlassen. Darüber hinaus versetzen beängstigende globale Entwicklungen und Katastrophen das Individuum der Gegenwart in einen Zustand nicht fassbarer Schutzlosigkeit.

Ein anderer Aspekt neben dem thematischen spielt im Kontext der Literatur eine wesentliche Rolle, nämlich Angst als Schreibauslöser und Inspiration. Reflexion und Aufarbeitung der Ereignisse sind angstbesetzt wie das Ereignis selbst, demgegenüber steht das ästhetische Vergnügen an der Sprache.

Glücklicherweise gibt es im literarischen Schaffen auch die Möglichkeit, der Angst in spielerischer Form zu begegnen. Das kann in einem akrobatischen Balanceakt mit den Mitteln des Humors gelingen oder aber im Spiel mit literarischen Formen und Erzähltechniken und mit der Angstlust des Publikums. Wenn dann den Leserinnen und Lesern der Atem stockt, ist das beabsichtigt, hingegen mag sich manche Autorin oder mancher Autor beim Entwerfen eines beklemmenden Szenariums plötzlich selbst in einem Albtraum wiederfinden.

Doch – keine Angst, das ist nur Fiktion und endet mit der letzten Zeile.

Gisela Holzner (Organisatorin)

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