Portrait Franzobel
Photo: Lukas Beck

Franzobel


geboren 1967, lebt in Wien. Autor von Theaterstücken, Prosatexten, Romanen, Gedichtbänden und Kinderbüchern. 1995 Ingeborg-Bachmann-Preis für Die Krautflut. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Bert-Brecht-Medaille und Arthur-Schnitzler-Preis. Überraschte 2014 mit seinem ersten Kriminalroman Wiener Wunder, dem im Jahr darauf der Band Groschens Grab folgte, beide mit dem sympathischen Kommissar Falt Groschen vom Morddezernat Wien und sehr viel Lokalkolorit.


– Sie sehen zu viele Fernsehkrimis, Chef. Inspektor Zwilling stand am Fenster und machte ein ernstes Gesicht. Er hielt eine Tafel in der Hand und las: Schädel-Hirn-Trauma. Commotio cerebri mit vorübergehender Funktionsstörung. Anterograde Amnesie? Therapie? Acht Tage Ruhe plus stationäre Beobachtung. Das ist die schlechte Nachricht.


– Und die gute? Groschen merkte am vanillefarbenen Bettbezug und an dem grauen Haltegriff über seinem Kopf, wo er war, in einem Spitalbett. Auf einem Nachttisch lagen Blumen und Pralinen, an der Wand war eine breite Kabelleiste und in der Ecke ein schwenkbarer Fernseher. Gibt es eine gute?


– Aber ja. Gordon ging zu einem Tisch und hob eine blasse Plastikhaube von einem Tablett: Frühstück. Das, was da zum Vorschein kam, erinnerte an eine billige Herberge.


– Und sonst?


– Wir haben Stanek. Sitzt wegen Fluchtgefahr. Der Untersuchungsrichter gibt uns ein paar Tage Zeit.


Aus: Wiener Wunder, Zsolnay, 2014


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