Portrait Martin Walker
Photo: Klaus Einwanger

Martin Walker


1947 in Schottland geboren, lebt als Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang als Journalist bei der britischen Tageszeitung The Guardian tätig. Er ist im Vorstand eines Think Tanks für Topmanager in Washington, den er sieben Jahre präsidierte, und Senior Scholar am Woodrow Wilson Center in Washington, DC. Seine Bruno-Romane erscheinen in fünfzehn Sprachen.


Eine Antwort auf die Frage, was einen französischen Staatsbürger, zumal einen Muslim arabischer Herkunft, nach Af­ghanistan verschlagen könnte, lag auf der Hand. Hatte sich Sami radikalisieren lassen? Bruno bezweifelte, dass der Junge, den er kannte, überhaupt Sinn für Politik oder Glaubensfragen hatte, zumal er in einer eher weltlich orientierten Familie aufgewachsen war. Momu hatte für Religion nicht viel übrig, und Bruno konnte sich nicht erinnern, dass er überhaupt jemals eine Moschee besucht hatte außer jenes eine Mal, als er nach Toulouse gefahren war, um Sami in die Sonderschule zu bringen. Dennoch ließ sich nicht ausschließen, dass Sami ein frommer Muslim geworden war und sich als solcher hatte drängen lassen, nach Afghanistan zu gehen. Oder war er womöglich freiwillig in den Dschihad gezogen? Die Peitschenstriemen auf Samis Rücken sprachen allerdings eher nicht dafür. Was zählte, war, dass Sami ein Sohn der Stadt war und zu seiner Familie zurückkehren wollte.


Aus: Provokateure, Diogenes, 2015


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