Portrait Maxi Obexer
Foto: Gerald Zörner

Maxi Obexer

1970 in Brixen/Italien geboren, lebt in Berlin; bekannt für ihre politischen Theaterstücke, Hörspiele und Essays; Dramaturgin und Bühnenregisseurin. Das Herz eines Bastards (Erzählungen, 2002), Wenn gefährliche Hunde lachen (Roman, 2011). Stücke, u.a.: Das Geisterschiff (2007), Illegale Helfer (2016; ausgezeichnet mit dem Eurodram-Preis sowie dem Robert Geisendörfer Preis für die Hörspiel-Version).

– Was machst du gerade?
– Ich schreibe an einer Geschichte, an einer längeren.
– Was für eine Geschichte?
– An einer Geschichte, die ich schreiben werde, wenn ich drüben bin, wenn das, was ich jetzt noch vor mir habe, zurückliegt. Und wenn das, was ich mir jetzt noch vorstelle, einmal wirklich ist und nicht nur in meiner Phantasie existiert. Wenn dieser ganze Trip einmal abgeschlossen ist wie ein Kapitel, auf das ich verwundert zurücksehen kann, dann werde ich damit beginnen, über Dinge zu schreiben, die ich gesehen habe, über Dinge, an die man sich gewöhnt, einfach nur, weil es sie gibt, obwohl sie niemals sein dürften. Darüber, wie etwas normal wird, was niemals normal sein dürfte. Darüber, wie man beginnt, Dinge hinzunehmen, die nicht hinnehmbar sind. Vielleicht auch darüber, warum es normal scheint, dass schwarze Menschen, die auf dem Weg nach Europa sind, so viel Unerträgliches hinzunehmen haben. Als gehörten sie nicht der menschlichen Gattung an, sondern einer stumpfen Sorte Tier, die hinnimmt, was für normale Menschen nicht hinnehmbar ist.

Aus: Wenn gefährliche Hunde lachen, Folio 2011

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