Portrait Marion Poschmann
Foto: Heike Steinweg

Marion Poschmann

1969 in Essen geboren, studierte Germanistik und Slawistik und lebt heute in Berlin. Für ihre Prosa und Lyrik wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt Peter-Huchel-Preis und Ernst-Meister-Preis für Lyrik; ihr Roman Die Sonnenposition stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und gewann den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2013. Zuletzt erschienen: Die Sonnenposition (Roman, Suhrkamp, 2013), Mondbetrachtung in mondloser Nacht. Über Dichtung (Suhrkamp, 2016), Geliehene Landschaften (Gedichte, Suhrkamp, 2016)

Lenins Umkleidekabine

Im Kopf noch das finnische Zimmer, in dem Lenin nächtigte,
als er zum ersten Mal Stalin traf. Textilzentrum
Tampere, Arbeiterhalle, und Lenin auf Tuchfühlung

mit einem moosgrünen Sofa, aus einer Zeit
gebrochen, in der man noch Polster mit trockenem Seegras
füllte. Eine Brille, Zähne und Krallen,

der Abdruck von Pranken auf einem Beistellschrank.
Große Gesten, konserviert in Graphit.
Hier wechselte Lenin langsam seine Gewänder.

Aus: Geliehene Landschaften, Suhrkamp 2016

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