Portrait Fritz Osertmayer
Foto: Magdalena Blaszczuk

Fritz Ostermayer

geboren 1956, Autor, Musiker, Performer und Radiomacher. Studium der Theaterwissenschaft und elektroakustischen Musik; langjähriger Musik- und Kulturjournalist (Standard, Falter); ORF-Redakteur (Musicbox, Kunstradio, Diagonal, FM4/Im Sumpf); künstlerischer Leiter der Schule für Dichtung. Veröffentlichungen (Auswahl): Gott ist ein Tod aus der Steckdose (1994), Hermes Phettberg räumt seine Wohnung zamm (mit Hermes Phettberg, 1995), Die Sumpfprotokolle (mit Thomas Edlinger, 1998).

Die Ukulele
Mit dem freien Auge ist sie kaum wahrnehmbar, diese „zurückgebliebene“ kleine Schwester der Gitarre. Und wie zum Hohn wird sie vorzugsweise auch noch von großen dicken Männern gespielt, die sich den Winzling auf den Bauch legen wie der Sodomit sein geliebtes Tierchen. Auf Hawaii – wo denn sonst? Zur Ehrenrettung dieser musizierenden Sumoringer sei jedoch gesagt, dass sie der Ukulele Klänge und Rhythmen von allerhöchster Lieblichkeit entlocken. Es ist eher ein Zirpen um Anerkennung, ein zagendes Betteln um ein kleines Stück vom Kuchen denn ein wehleidiges Beharren auf „small is beautiful“.
Small ist eben nicht beautiful – gesteht die Ukulele, wohl
wissend, dass nur ein einziges Mal in der Menschheitsgeschichte David gegen Goliath gesiegt hat. Nein, die Ukulele ist kein Siegerinstrument!
Und wer das nicht glaubt, der stelle sich mit seiner Bon­sai-Gitarre unter den Balkon der Liebsten und bringe ihr ein Ständchen dar. Ich sage euch: der Tölpel kann froh sein, wenn er nur Mitleid erntet, gemeinhin nämlich ergießt sich über den Minnesänger und sein mickrig Ding ein Schwall Häme und obendrein der volle Nachttopf der Angebeteten.

Aus der Serie „Traurige Instrumente“




© 2003-2018 Innsbrucker Wochenendgespräche - E-Mail - Impressum