Portrait Anna Baar
Foto: Johannes Puch

Anna Baar

1973 in Zagreb (ehem. Jugoslawien) geboren. Kindheit und Jugend in Wien, Klagenfurt und auf der dalmatinischen Insel Brac. Ihr Debüt­roman Die Farbe des Granatapfels (2015) und der aktuelle Erzählungsband Divân mit Schonbezug (2022) standen je drei Monate, ihr Roman Nil (2021) zwei Monate auf der ORF-Bestenliste. Ausgezeichnet u. a. mit dem Humbert-Fink-Literaturpreis der Stadt Klagenfurt und dem Großen Österreichischen Staatspreis. Poetik-Vorlesung an der Universität Innsbruck, Mai 2023. Anna Baar lebt in Klagenfurt und Wien. 

Einmal nur will ich der Sprache, die mich als Kind blamierte, indem sie mein Dortunten im Partizip Perfekt entblößte, gründlich die Meinung sagen. Immer zog ich den Kürzeren mit der Wortendung la, denn nur die Endung io bewahrte einen davor, mittags den Tisch zu decken, verdrecktes Geschirr zu spülen oder beim Kochen zu helfen, nicht angeherrscht zu werden, wenn man im Beisein Erwachsener in der Nase bohrte, ausspuckte oder gegen Mauern und Büsche brunzte. In der anderen Sprache sah ich mich gleichberechtigt. Doch wie es die Großmutter hasste, wenn ich auf Deutsch auch nur dachte!

Hätte sie bloß gewusst: Mein Deutsch taugte nicht zur Tarnung, ging auf Stelzen und Krücken, verriet mich im Bemühen, es fehlerlos zu beherrschen, als endgültig Heimatlose. „La, la, la“. In: Divân mit Schonbezug. Erzählungen. Wallstein 2022

Aus: „La, la, la“. Divân mit Schonbezug. Wallstein 2022




© 2003-2023 Innsbrucker Wochenendgespräche - E-Mail - Impressum - Datenschutz

Facebook logo with link