Portrait Michael Stavarič
Foto: Yves Noir

Michael Stavarič

1972 in Brno (Tschechoslowakei) geboren; Autor, Übersetzer, Literaturvermittler. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Adelbert-von-Chamisso-Preis, Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur. Schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen, Essays und Kinderbücher. Im Frühjahr 2023 erscheinen der Roman Das Phantom (Luchterhand), der Gedichtband Die Suche nach dem Ende der Dunkelheit (Limbus), das Kinderbuch Faszination Qualle – Geister der Meere (Leykam) sowie zwei Übersetzungen: Gedichte von Sue Goyette und ein Kinderbuch von Simona Smatana. Michael Stavarič lebt in Wien. 

… diese ganzen überflüssigen, gar überflüssigsten Homophobien in der Welt waren in sich absurd und freilich nur eine Fortführung dessen, was sich in den jeweiligen Klein- und Großfamilienverbänden abspielte (und gerne unter den Teppich gekehrt wurde), wo sich beispielsweise die Väter über schwule Männer (und Flittchen) und die Mütter gerne über „Mannsweiber“ (und Flittchen) ausließen, die obendrein oft auch noch aus exotischeren Ländern stammten, und unwesentlich andere Hautfarben aufwiesen, was man zweifelsohne als unreifes, vermutlich unreifstes Kind schon aus reinstem „Überlebens-Pragmatismus“ verinnerlichte, all die rassistischen Haltungen und Diffamierungen und Vorverurteilungen, die im elterlich-nachbarschaftlichen Umfeld kursierten, während man gerade in sich gekehrt und wütend in seinem Zimmer ausharrte, sich einsam fühlte und unbedingt irgendwo dazugehören wollte, wenn es später im Wohnzimmer oder bei irgendeiner Stammtischrunde zur Sache ging, zu der man (also nicht ich) die Väter hatte begleiten dürfen, und man (nicht ich) also der Handarbeits- und Deutschlehrerin obendrein noch genüsslich ihre nicht völlig astreine Herkunft unterstellte …

Aus: Das Phantom. Roman. Luchterhand 2023




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