„Wir leben in einer Zeit, in der jeder von uns einen modernen Sklaven hat, einen unsichtbaren anderen Menschen, der einen Hungerlohn empfängt, damit wir gut leben und uns gut kleiden können“, schreibt Marica Bodrožić. Was man alles braucht, merkt man erst, wenn es fehlt. Doch das Leben in pandemischen Zeiten, in Zeiten der Klimakrise und des Krieges zeigt, dass es uns nur zusammen geben kann und wir aufeinander angewiesen sind. All die Krisen haben auch den Blick geschärft für die vielen verschiedenen Aspekte von Arbeit: Selbstverwirklichung und sinnerfülltes Tätigsein gehören da ebenso dazu wie prekäre Arbeitsverhältnisse und Abstrampeln im Hamsterrad turbokapitalistischer Abhängigkeiten. Den zahlreichen Facetten von Arbeit zwischen Wertschätzung und Existenzsicherung, Ausbeutung und fremdbestimmter Selbstoptimierung, gesellschaftlicher Realität und ideologischem Überbau wollen die 47. Innsbrucker Wochenendgespräche nachspüren.
Unter der Moderation von Birgit Birnbacher, die in ihrem Roman Wovon wir leben die Tristesse der Arbeits- und Sozialwelten in einem Dorf zeigt, das immer noch von patriarchalen Strukturen geprägt ist, diskutieren: Saskia Hennig von Lange, die in ihrem Roman Heim die Geschichte eines Elternpaares erzählt, das zunächst mit der Betreuung des behinderten Kindes überfordert ist, es dann aber zu sich zurück aus dem Heim holt. Jana Volkmann, die in ihrem Roman Der beste Tag seit langem von Tieren, Menschen und gleichberechtigten Formen des Zusammenlebens berichtet, die ebenso selbstverständlich wie revolutionär sind. Reinhard Kaiser-Mühlecker, der in seinem Roman Brennende Felder von einer Frau mit turbulent-tristem Leben erzählt, die beschließt, Schriftstellerin zu werden. Lydia Mischkulnig, die in ihrem Roman Die Richterin Einblicke in den Berufsalltag einer Asylrichterin gibt, die zwischen Macht und Ohnmacht taumelt, und längst überholte, aber immer noch verbreitete Rollenbilder auf den Kopf stellt. Weiters: Ernst-Wilhelm Händler, Unternehmer und Autor zahlreicher Romane und Essays, in denen er die Verfasstheit der westeuropäischen kapitalistischen Gesellschaften seziert. Thorsten Nagelschmidt, Autor, Künstler und Musiker, dessen kunstvoll komponierter Roman Arbeit eine ganze Reihe prekärer Arbeitsverhältnisse am Beispiel einer Nacht in Berlin durchspielt. Susanne Gregor – in ihrem Roman Halbe Leben beleuchtet sie Bedingungen moderner Care-Arbeit mit all den Konsequenzen sowohl für die unmittelbar Beteiligten als auch deren soziales Umfeld. Siljarosa Schletterer, die nicht nur wunderbare Lyrik schreibt, sondern sich als Kulturvermittlerin und Interessenvertreterin für die Sichtbarmachung und Anerkennung schriftstellerischer Arbeit einsetzt. Sowie Heike Geißler, die sich in ihrem Werk immer wieder mit Arbeit(sverhältnissen) auseinandersetzt, etwa in Saisonarbeit oder zuletzt in ihrem aktuellen Essay mit dem Titel Arbeiten.
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Birgit Holzner und Joe Rabl