Lydia Mischkulnig
Geboren 1963 in Klagenfurt, lebt und arbeitet in Wien. Mehrfach ausgezeichnet, u. a. Bertelsmann-Literaturpreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (1996), Manuskripte-Preis (2002), Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien (2007), Österreichischer Förderpreis für Literatur (2009), Joseph-Roth-Stipendium (2010), Veza-Canetti-Preis und Johann-Beer-Literaturpreis (beide 2017), zuletzt Würdigungspreis des Landes Kärnten für Literatur (2020). Zuletzt erschienen die Romane Schwestern der Angst, Vom Gebrauch der Wünsche sowie Die Richterin.
Er hatte sein Vermögen für den Ring ausgegeben, nur um das Lohngefälle zwischen ihnen auszugleichen. Er verdiente als Lehrer weniger als sie, hatte aber seine Meinung nach gleich viel Macht mit der Benotung über das Leben der Schützlinge. Gabrielle war mit ihren Urteilen wie er der Öffentlichkeit ausgesetzt, die oft enttäuscht von der Härte war, aber Gerechtigkeit verlangte. Ja, das sagte er, die Gesellschaft hält ihn für minderwertiger als seine Frau und eigentlich auch sie für minderwertig, weil sie als Maßstab für einen Komparativ herhalten musste.
Aus: Die Richterin, Haymon 2020

Foto: aymon Verlag / Margit Marnul