Arbeit

An einem klirrend kalten Januartag nach den Feiertagen gingen seine Gummistiefel kaputt; auf einmal war da ein Riss quer über der Kappe. Nach der Stallarbeit fuhr er in die Lagerhausgenossenschaft, um sich neue zu besorgen. Er nahm die Bundesstraße. Axel saß auf dem Beifahrersitz und hielt den Kopf aus dem heruntergelassenen Fenster; die eiskalte Luft schien ihm nichts auszumachen. Auch ihm, Jakob, tat die eiskalte Luft wohl. Wie gut es war, bei Kräften zu sein! Das dachte er nun oft, und hin und wieder hob er Katja einfach so hoch, nur um ihr zu zeigen, dass er wieder zurück war, und um zu sehen, wie sehr ihr das gefiel. Das Wintergetreide und die nicht umgebrochenen Begrünungen auf den Feldern neben der Straße waren mit Reif überzogen. Jakob erinnerte sich an eine Radierung, wie sie‘s nannten, die Katja am Anfang ihrer Zeit einmal gemacht hatte, und so kam ihm vor, was er da sah: etwas war unveränderlich in die Haut der Welt geritzt.

„Komm, Axel.“

Ein paar Bauern in Arbeitskleidung saßen in dem kleinen Raum gleich nach dem Eingang und tranken Bier aus Flaschen. Ja, so sah die ruhige Zeit aus … Wer Wald hatte, ging ins Holz, wenn das Wetter es zuließ. Und sonst? Man wartete auf das Frühjahr … Jakob nickte ihnen zu, sagte einen Gruß zu der Angestellten und ging nach hinten zu dem Regal mit der Arbeitsbekleidung. Er überlegte, ob er ausnahmsweise einmal grüne oder sogar gelbe nehmen sollte, nahm dann aber wie seit Jahr und Tag die schwarzen Dunlop-Stiefel und wollte schon zur Kasse gehen, als sein Blick auf eine Packung mit speziellen Einlagen aus Filz fiel, die besonders warm zu sein versprachen. Er zögerte einen Moment aufgrund des hohen Preises, dann war ihm das Versprechen angesichts seiner jetzt wieder oft steifen Füße den Zwanziger wert.

Reinhard Kaiser-Mühlecker